Zu diesen Projekt
„Tischgesellschaften oder die Schere beim Mahl“
Ein Statement zur Rauminstallation und zum Thema „Mahl der Völker“ nach Jesaja seitens des Künstlers
Zugegeben: mal davon gehört zu haben, ist das „Mahl der Völker“ in meinem Unterbewusstsein aus dem Jahre zurück liegenden Bibelunterricht wohl hängen geblieben! Mehr aber nicht!
Die Einladungsveranstaltung zur Vorstellung des Kunstprojektes des KK Steinfurt im Kloster Bentlage zu Beginn von Corona hatte trotz meiner anfänglichen Skepsis meine Neugier und mein Interesse geweckt! Tiefer in die Textaussage eingetaucht, entdeckte ich mehr und mehr den aktuellen Bezug zu unserer gesellschaftlichen Entwicklung und heutigen politischen Aktualität. Essenrituale hatten seit Menschengedenken soziale Stufungen geschaffen. Religiöse Unterschiede der Zelebration, der Mahlzubereitung und des gemeinsamen Essens haben sicherlich entscheidende Merkmale beigetragen.
Eines war nach meiner Auffassung jedoch immer vorhanden: die soziale Unterscheidung der einzelnen Bevölkerungsschichte! Ob in der ersten, zweiten oder dritten Welt, immer und stets gab und gibt es hinsichtlich Mahlqualität, - menge und - kultur diese allen Völkern bekannten Klassenbrüche. Daher hatte sich bereits zu Beginn diese Idee der Tischrauminstallation in meinem Kopf breit gemacht und immer mehr gefestigt. Der Gedanke war, diese Klassenunterschiede beim Mahl durch die gewählte Höhenabstufung der Tische und Sitzgelegenheiten und durch die Tischausstattungen zu verdeutlichen:
herrschaftlich
bürgerlich
bäuerlich
naturvölkisch
Umgekehrt in der Aufzählung lässt diese auch die geschichtliche Entwicklung von Essenskultur vermuten. Ob homo sapiens sapiens jemals eine Gleichschaltung, wie im Völkermahl dargestellt, erreichen wird, wage ich allerdings zu bezweifeln. Wenn ja, würde es auch eine weltweite und ohne soziale Brüche sich weiter entwickelte Erdenbevölkerung bedeuten! Die Prophezeiung wäre erfüllt! Ich hoffe, ich irre mich in all meinem Zweifeln in Sachen menschliche Entwicklung!
In diesem Sinne soll die über alle Tische uns verbindende Decke das aus dem Text darstellen. Ich drücke der Menschheit die Daumen für die Realisierung dazu! Irgendwann vielleicht!
Für mich war letztlich die Beschäftigung mit dem Thema eine gedankliche Bereicherung und eine spannende Ideenentwicklung. Insoweit kann man Corona auch eine positive Seite abgewinnen: man hatte mehr Zeit für diese Entwicklung!
Die gemeinsame Werkarbeit zu den „Tafel-Assemblagen“ mit den Schulgruppen stellt die Darstellung der „Mahl“-Vorstellungen der heutigen Generation in einem spannenden Kontext zu Sicht des Jesaja-Textes. Insoweit ergänzen sie in sinnvoller Weise die Rauminstallation und werden Bestandteile.
Ich bin sehr gespannt, wie sich aus unseren künstlerischen Umsetzungen, den Diskussionsgesprächen und aus dem weiteren Rahmenprogramm dazu eine breitere und vertiefende Auseinandersetzung mit dem Thema „Mahl“entwickeln wird.
19.8.2021 Hugo Langner
Vita Hugo Langner
Geboren --> als Wassermann in Hamm, nur 6 Jahre nach der Stunde null in Deutschland.
Gelerntes --> Industriekaufmann, Maurer, Bauing./Umwelt+Wasserbau, gestalterischer Autodidakt.
Geliebtes --> Natur-Natur, Tiere, das Zuhause, schwarze Musik und Kunst natürlich.
Gestalterisches --> Holz-Skulpturen, Installationen, Form und Farbe.
Initialzündung --> Als gefiel, was ich so machte.
Gute Zeiten --> Wenn ich merke, dass Steigerungen möglich sind; erste Einzelausstellung.
Schlechte Zeiten --> Immer mal wieder, wenn ich es übertrieben habe.
Helden/Vorbilder --> Georg Elser, Ärzte ohne Grenzen, Marcel Duchamp, Anish Kapoor, Rupert Neudeck
Leitmotto --> Es gibt immer eine Lösung!
Verpasstes --> Eigentlich nicht. Hätte eher mit dem Kreativen beginnen sollen.
Warum Kunst? --> Kunst gibt, eröffnet und erweitert Perspektiven. Dafür nimmt sie aber auch: ausgefüllte Zeit. Aber da sind wir auch schon wieder beim Geben